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Bahnhofszene Basel SBB


Datum
13. Juli 2012

Schlagwörter
Bahnhof   Gassenarbeit  

Nachdem die Tourismusbranche, vertreten durch Basel-Tourismus-Präsident Hanspeter Weisshaupt, sich über die „schlechte Visitenkarte“ am Bahnhof ausgelassen hat (siehe BaZ, 6.7.2012) und einseitig die Interessen des Tourismus vertritt, möchte ich hier die Wichtigkeit von solchen „Szenen“ betonen. Es ist vielleicht schwer zu akzeptieren, dass solche Szenen einen Zweck haben und dass sie als letztes Auffangnetz funktionieren, doch genau dies soll und muss anerkennt werden. Diese Szenen funktionieren auch nur, weil sie sich an den entsprechenden, jetzigen, Orten niedergelassen haben. Ein Abschieben an einen Ort wo keine oder weniger Öffentlichkeit ist, bedeutet, dass diese Szenen auch nicht mehr unter einer sozialen Kontrolle stehen. Die Gefahr von zusätzlicher Gewalt innerhalb der Szenen, und somit ein zusätzliches Leid für die Betroffenen, würde steigen. Der Bahnhof bietet  Schutz vor Übergriffen, sei es ein Schutz vor Übergriffen innerhalb der Szenen, aber auch einen Schutz vor Übergriffen von aussen (die leider nicht so selten sind).

Das Leben der Menschen am Bahnhof ist geprägt von einer grossen Not, die sich bei den Betroffenen sowohl gesundheitlich bemerkbar macht, die jedoch auch zu massiven psychischen und sozialen Problemen führt. Viele der dortigen Menschen haben einen schlechten bis keinen Zugang zum eigentlichen Hilfesystem und damit ist diese Szene oftmals wie eine Art Selbsthilfegruppe die eine noch grössere Not verhindert. Es ist somit eine selbstorganisierte und eigenverantwortliche Hilfe die für den Alltag von grösster Bedeutung ist und die das (Über-)Leben am Rand der Gesellschaft sichert.

Ich wünsche mir eine Diskussion die nicht nur einseitig die Bedürfnisse der Tourismusbranche aufgreift, sondern eine, die auch aufzeigt wie die Bahnhofsszene und auch andere „Szenen“ in der Stadt durchaus ihre positiven und wichtigen Seiten haben.

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